Voll im Leben
Text: Leopold Löwe
"Voll" muss man sein, um im Trend zu liegen: Voll cool, voll gut drauf, voll krass, voll Banane, voll geil. Warum also nicht auch mal ›"Voll im Leben"?
Und da stehen Die Schäfer ja nun seit mehr als zehn Jahren, hervorgegangen aus der traditionsreichen Schäfergruppe in Bretten.
Um der durch viele Drangsalen des Krieges in ihrem Wohlstande tief herabgesunkene Stadt allmählich wieder aufzuhelfen, verlieh Kurfürst Philipp von der Pfalz derselben im Jahr 1492 die Gerechtigkeit zur jährlichen Haltung vier öffentlicher Jahrmärkte darinn.
Am meisten Aufsehen erregte dabei stets der Schäfermarkt, am Laurentius (10. August) abgehalten: da kam die gesamte Schäferzunft des Oberamtes zusammen. Höhepunkt war stets der Schäfersprung. Den Anlaß zur Gründung der Schäferzunft gab die Haltung der anderen Zünfte und der Bevölkerung. Schäfer standen in einem denkbar schlechten Ruf. Man hielt sie für unehrlich, weshalb ihnen auch außer der Beschäftigung in ihrem Fache sonst ein anderes Gewerbe zu erlernen nicht vergönnt ward.
über den eigentlichen Schäfersprung berichtete der Chronist Gehres:
Bevor das gewöhnliche Wettrennen beginnt, versammeln sich Die Schäfer mit klingendem Spiele und Schalmeienklang auf der Zunftstube zu Bretten, rüsten sich des Vormittags zum gottesdienstlichen Besuche; zu dem End wallen sie von da aus, in Masse vereinigt, mit aufgepflanzten Hirtenstäben auf der Schulter, von ihres Festes Vorgefühl begeistert, in förmlicher Prozession der Kirche zu. Ist dieser Gottesdienst vorüber, dann wandern diese Schäfer von jener heiligen Stätte, gleichfalls unter Begleitung der Musik, geradewegs auf ihre bestimmte Herberge zurück, pflegen sich dort gütlich, bis gegen Abend hin, worauf erst mit den sogenannten Meistersöhnen und -töchtern dieser Schäfer auf folgende Art das herkömmliche Wettrennen beginnt:
Ungefähr eine halbe Stunde außerhalb der Stadt wird izt diesen jungen Leuten, sobald die samt und sonders auf dem hierzu bestimmten Platz im freien Feld versammelt sind, ein gewisses Ziel in beträchtlicher Ferne zum Wettrennen angesteckt. Nach diesem eilen zuerst paarweise die ledigen Meistersöhne; der nun von ihnen am ersten jenes Ziel erreicht, trägt das zum Preis dafür ausgesetzte, mit buntfarbigen Bändern geschmückte Lamm davon; die als dann gleichfalls paarweise in leichtem Gewand wetteifernde ledige Meistertöchter erhalten hingegen auf gleich Art die für sie bestimmte seidige Halstücher."
Am Ende der Brettener Schäfer-Jugendspiele zog die ganze Horde lärmend zurück in ihre Hotels, Zunftherberge genannt, und machte gewaltig ein Faß auf.