Die Relativitäts-Theorie, mal badisch. Geschichte der Gruppe "Die Schäfer" im Jahr 2005

Die Relativitäts-Theorie,
mal badisch

Text: © Leopold Löwe

Einstein sagt, je schneller wir uns bewegen, desto langsamer altern wir. Das wünschen wir uns doch alle. Älter zu werden, ohne zu altern. Die Schäfer machen vor, wie das geht. Immerhin sind die Brettener seit 15 Jahren auf der Walz. Haben etwa 2 Millionen Kilometer unter den Fußsohlen. (TüV gefällig?) Und sind heute doch nicht älter als 1990. Eine stramme Leistung, die Oberhirte Uwe (50 Jahr, offenes Haar) pragmatisch beschreibt: "Ich bin der Fels, an dem die anderen rasten und sich reiben können."

Am längsten rastet inzwischen Bianca (Generation Golf). Fesche Achtzehn war sie, als sie zu den Fuß-Nudisten stieß. Sie hatte gerade ihre geistig-sittliche Reife amtlich bescheinigt bekommen und wollte nun den Praxis-Test. Das ist nun auch schon wieder sieben Jahre her. Und aus dem Küken ist (unter Umgehung des hässlichen Entleins) ein Schwan geworden. Wie ihre Umgebung immer wieder mit Freude feststellt. Und ruhiger ist sie ebenfalls geworden. Sie nervt nicht mehr so! "Ich habe eine ganz schön harte Schule durchmachen müssen", so die hübsche SchäferIN in der Rückschau, "mir ist nichts geschenkt worden. Es hat ganz schön gerappelt, im Karton." War aber klar. Junger überschwang traf auf abgeklärte Routine. Unbekümmert trat sie den Alpha-Tieren ans Schienbein und war vom Donner gerührt, wenn die dann heftig grollten. Aber, junges Blut macht morsche Knochen munter. Mit Bianca erhöhte sich der Pulsschlag der Schäfer wieder. Neue Ziele wurden ins Visier genommen.

Die Schäfer sind nun schon seit Jahren die Tournee-Formation in deutschen Landen, mit über 200 Terminen in 365 Tagen. Und dieses, bitte schön, Jahr für Jahr. Gute Zeiten, schlechte Zeiten - egal. "Wenns Publikum uns will, sind wir da", so Front-Schäfer Michael (das Auge hört mit). Musikalisch ist auch alles nicht mehr so, wie es war. Das wird an Hand ihrer Platten in der Rückschau ganz deutlich. Die Vocal-Partien verströmen mittlerweile Emotionen in nuancierter Form: Lebensfreude, Ausgelassenheit, Sehnsucht, Träumerei, Trauer - jedes Album ein Wechselbad der Gefühle. Die einzelnen Lieder werden nicht gesungen. Sie werden empfunden, gelebt. Die Arrangements werden zudem immer vertrackter, macht man sich einmal die Mühe und hört genau hin. Da werden -ohne daß es auffällt- schichtweise Klang-Teppiche zu einem harmonischen Gesamt-Eindruck aufeinander geschichtet. Da steht Tradition in steter Korrespondenz mit der Moderne. Das Ergebnis: der unverwechselbare Schäfer - Sound, den das Publikum so lieb gewonnen hat. "Weil er mich beruhigt", sagt Gabi Tischler, seit 1994 Schäfer-Fan. "In ihren Liedern finde ich Vieles, was heute vielleicht schon verloren gegangen ist", so Sabine Hafner (Fanclubleiterin): "Heimatliebe, Treue, Gott-Vertrauen, Genügsamkeit, Ehrlichkeit, Natur-Verbundenheit."

Tatsächlich machen Uwe (Gitarre), Bianca (Gesang), Michael (Gesang) und Carla (Akkordeon) auch im Privaten deutlich, daß Naturverbundenheit, Bescheidenheit, Rücksichtnahme oder Heimatliebe beispielsweise für sie keine leeren Worte sind. "Das sind Fundamente", findet das Pfälzer Element der Gruppe, Carla. Deshalb ist stets ein traditionelles Lied fester Bestandteil eines jeden Albums. Dies Mal: "Das Rennsteig-Lied", gemeinsam gesungen mit Karin Roth, der Tochter des unvergessenen Urhebers Herbert Roth. Aber auch Vorschläge wie: "Mach mal Urlaub zu Hause" gehören in diese Kategorie. Oder: "Nimm Dir etwas Zeit!" (alles zu hören auf dem neuen Album ›"Erst kommst Du").

Für sich selbst nehmen Die Schäfer diesen Ratschlag nicht allerdings so ernst. Zumindest, was ihr Berufsleben anlangt. Der Kalender quillt schon wieder über. So mancher fest eingeplante Ferientag ist schon wieder über den Rhein.

Die Schäfer in Amerika

Foto: Tim Kretschmann. Die Schäfer am Milwaukee-SeeSelbst ihr erstes großes berufliches Debut im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in Milwaukee, USA, fällt in eine Zeit, in der andere nicht nur ihre schönen Teile entblössen und am Strand grillen. Und es fällt auch noch extrem kurz aus. In fünf Tagen (inklusive An- und Abreise) 10 Konzerte. Grand Canyon? - Nö!Besuch bei den US-Kollegen, den Cowboys und Schafhirten und so? Nö!Weil die Heimat ruft. Und das Publikum. Rückkehr aus den USA.
Landung 08:20 Uhr in München.
Auftritt in Stuttgart: 18:00 Uhr.

Schön ist es, ein Musikant zu sein!