"Gefühle muß man hören!"
Das haben Die Schäfer in den letzten vierzehn Jahren gelernt: "Nach vorne schauen", heißt die Devise. Neue Ziele in Angriff nehmen. Nicht stehen bleiben. Und vor allen Dingen: "Wer labert, verliert!" Oder, um es mit unserem verehrten Herrn Goethe aus zu drücken: "Getretener Quark wird breit, nicht stark." Natürlich hat es im Laufe dieses Lernprozesses ganz schöne Beulen und Verletzungen gegeben. Das ist klar. Federn lassen gehört zum Geschäft. Die große Kunst ist jedoch, durch zu halten, die richtigen Schlüsse zu ziehen und sich neu zu justieren. Das ist den badischen "barefootes" mit Anstand gelungen.
Wer sich die Zeit nimmt und die inzwischen auf 15 Alben angewachsene Discografie durch hört, wird in mehrerer Hinsicht angenehm überrascht sein: hatte man es 1991 auf ›"Ich lebe gern in diesem Land" noch mit blutigen Amateuren zu tun, so wird man jetzt auf ›"Morgen fängt das Leben an" von einer Formation empfangen, die entschieden gefühlvoller mit den Inhalten ihrer Lieder umgeht. Das Credo: Gefühle muß man hören! Der Text will leben!
Und ebenso verhält es sich mit dem musikalischen Werdegang. Herrschte anfangs noch grob zubereitete Hausmannskost vor, so verfeinerte sich der Stil von Veröffentlichung zu Veröffentlichung, ohne dass dies bewusst wahr genommen worden ist. Lieder der Schäfer sind heute oft filigrane Kompositionen, in denen mehr mitschwingt, als man auf den ersten Eindruck hin wahr nimmt. Und so strafen das Liedgut der Schäfer und seine Aufbereitung - sie verfügen mittlerweile über mehr als 200 Eigenkompositionen - alle Lügen, die behaupten, volkstümliche Musik sei ohne alle Qualität und auf dem Niveau von "Patrona Bavaria" stehen geblieben.
Sie sind keine Mogelpackung. Sie sind authentisch. Das Kostüm ist nie ein ungeliebtes aperçu gewesen, um jedem begreiflich zu machen, dass man nun solange mit kuhäugigem Augenaufschlag volkstümlich ist, wie lecker Schotter rüberwächst. Die Schäfer-Idee gilt nach wie vor. Sie ist das Fundament. Auf ihr wird jedes Album aufgebaut. Und, welche Ironie, diese Idee wird wieder aktuell: nämlich Traditionen und Werte nicht ohne weiteres über Bord zu werfen, sondern auf ihre Bedeutung und Tauglichkeit hin zu überprüfen und Wichtiges zu bewahren. "Wert konservativ" nennt man das wohl. (Für die begeisterten Lateiner: abgeleitet von "konservare" = bewahren, erhalten). So ist auch das "Volkslieder"-Album im letzten Jahr kein Zufall gewesen. Es war ein klares Statement. Während die allgemein einsetzende, fluchtartige Absetzbewegung ins vermeintliche Schlager-Paradies fatal an die Geschichte von des "Kaisers neuen Kleidern" erinnert.
Es scheint überhaupt ein Wesensmerkmal der Schäfer zu sein, kein main stream zu sein. Also:
nicht der schnelle Erfolg um jeden Preis.
Lieber bedächtig auf der Karriere-Leiter einen Fuß vor den anderen setzen, als atemlos an die Spitze zu jagen und dabei Gefahr zu laufen, außer Tritt zu geraten.
Und so fahren die Brettener "ErVolksMusikanten" ihre Lorbeeren eher en passant ein, kaum von der Öffentlichkeit registriert:
- so nähert sich die Gesamt-Verkaufszahl ihrer Alben inzwischen der Millionengrenze.
- Sie haben während ihrer Tourneen im Auto über 2 Millionen Kilometer zurück gelegt dazu haben ihnen drei Vans treu gedient
- Sie haben über 2500 Konzerte gegeben und dabei über 3 Millionen Menschen begeistert
- sie sind die erfolgreichste deutsche Tournee-Gruppe im volkstümlichen Sektor
- in den "Volkstümlichen Hitparaden" des ZDF und der ARD sind sie am häufigsten in der Spitze notiert gewesen.
- Die Schäfer sind wohl die einzigen, die in ihrer vierzehnjährigen Dienstzeit immer jünger geworden sind.
"Eile mit Weile" ist also so falsch nicht. Und zahlt sich aus. Der Dienstplan ist für dieses Jahr schon prall gefüllt. Das nächste und übernächste Jahr stehen im Focus. "Nach vorne schauen", lautet die Devise.
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